Literarische Instagram-Wunderkammer für Hall
Aus dem Alltag heraus schreiben: Die Braunschweiger Schriftstellerin Lisa Krusche wird die erste Stadtschreiberin des Kulturlabors Stromboli.
Das Echo auf die Ausschreibung für das erste StadtschreiberIn-Stipendium des Kulturlabors Stromboli in Hall war enorm: 51 Bewerbungen aus dem deutschsprachigen Raum landeten in den vergangenen Wochen im Haller Kulturvulkan, 32 Literaten und 19 Literatinnen im Alter zwischen 23 und 67 Jahren beeindruckten dabei mit gleich spannenden wie abwechslungsreichen Texten und kreativen Konzepten zum Jubiläumsprojekt „#kon.serviert“ und machten der fünfköpfigen Jury (bestehend aus der Autorin, Slam-Poetin und Schauspielerin Rebecca Heinrich, dem Literaturwissenschafter und Schriftsteller Martin Fritz, dem Dramatiker Martin Plattner, der freien Journalistin Christiane Fasching und dem Sprachinstallateur Markus Köhle) die Qual der Wahl alles andere als leicht.
Am überzeugendsten war letztlich die Einreichung der 28-jährigen Braunschweigerin Lisa Krusche, die als Stadtschreiberin eine literarische Instagram-Wunderkammer für Hall erschaffen will. Oder wie Krusche es selbst ausdrückt: „Ich möchte das Porträt der Stadt Hall und des Kulturlabors Stromboli als Mosaik aus Prosa-Miniaturen zeichnen und dabei Alltagsbeobachtungen, Dialoge, schnelle Notizen und tiefergreifende Überlegungen mit Subjektivem, Fotografien und Filmen mixen.“ Ihre Erkundungen erlebbar machen will Krusche dabei auf einem eigenen Instagram-Account, der nicht nur mit filmischen und fotografischen Momentaufnahmen, sondern auch mit literarischen Notizen gespeist werden soll. Zusätzlich zu wöchentlichen Lesungen ist auch eine analoge Ausstellung angedacht, in der die Streifzüge durch Hall hör- und sehbar gemacht werden sollen. Während Krusches Aufenthalt als Stromboli-Stadtschreiberin (26. April bis 7. Juni) sind auch Kooperationen mit Haller Schulen geplant.
Statemtent der Jury: „Lisa Krusche überzeugte durch ein klar strukturiertes Konzept, das sich durch die bestmögliche Umsetzung des Projekts #kon.serviert in der zeitgeistigen Form des StadtschreiberInnen-Instagram-Accounts auszeichnete sowie durch die Beherrschung der Kurzprosaform, bei der besonders ihr Talent zur realistischen Nachzeichnung von Mündlichkeit und Dialogizität auffiel.
Mit Krusche erhält Hall eine talentierte, junge, intermedial arbeitende Schriftstellerin, deren literarische Einreichung kraftvoll die Erschütterungen einer prekären Existenz nachzeichnet, aber stets durchdrungen von ironischen Akzenten.“
Zur Person:
Die Braunschweigerin Lisa Krusche (geb. 1990) arbeitet zur Zeit an ihrer Masterarbeit für Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim. Parallel dazu steckt sie im Masterstudium für Kunstwissenschaften an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig. Veröffentlichungen von Krusche finden sich in der „Mosaikzeitschrift“ für Literatur und Kultur, der Literaturzeitschrift „Metamorphosen“ sowie „Merkur“, der Zeitschrift für europäisches Denken. Krusche schreibt gerade an ihrem zweiten Roman „TrotzDemJetzt“, dessen Handlung in Berlin startet und in einer Kleinstadt mündet.
Ihrem Aufenthalt als Stadtschreiberin in Hall fiebert Krusche, die Tirol bislang nur von einem 20 Jahre zurückliegenden Urlaub kennt, voll Euphorie entgegen: „Ich freue mich auf den Austausch mit neuen Leuten, auf das Berg-Panorama und darauf, aus dem Alltag heraus zu schreiben – und Beobachtetes mit Erfundenem zu vermischen, um eine halb-fiktive, halb-authentische Dokumentation zu schaffen.“ Und gibt‘s auch was, wovor sie Bammel hat? „Naja, vor dem Föhn. Der soll ja nicht ganz so ohne sein.“
Das Kulturlabor Stromboli wiederum freut sich auf Lisa Krusche. Und hofft auf mediale Unterstützung. Nicht nur, weil heute Weltfrauentag ist.
Kulturlabor Stromboli
Krippgasse 11
6060 Hall
Tel. 05223/45111
kulturlabor@stromboli.at www.stromboli.at
Hall in Tirol, 8.3.2019